Schlaf
Der Schlaf ist ein eigenartiges Phänomen: Wir alle können schlafen ohne es gelernt zu haben – und dennoch wissen wir nicht wie es geht.
Rüdiger Dahlke
Wie leistungsfähig wir uns tagsüber fühlen, hängt stark davon ab, wie wir geschlafen haben.
Ein ausreichend langer, tiefer und entspannter Schlaf sorgt dafür, dass alle körperlichen und kognitiven Prozesse im Laufe eines Tages normalund störungsfrei ablaufen können.
Schlaf ist aber nicht nur für das Zentrale Nervensystem (ZNS) von immenser Bedeutung. Während wir schlafen, laufen essenzielle, zelluläre Reparaturvorgänge ab, die u.a. für die Herzgesundheit wichtig sind. Auch für Körperwachstum ist Schlaf unerlässlich, – so schlafen Säuglinge täglich bis zu 16 Stunden.
Eine gesunde Schlafarchitektur ist charakterisiert durch die Aneinanderreihung von Schlafphasen unterschiedlicher Schlaftiefe. Auf Leicht- und Tiefschlafphasen, die auch als „Langsamer Wellen-Schlaf“ bezeichnet werden und im Elektroenzephalogramm als langsame Wellen imponieren (auch SWS – „Slow Wave Sleep“), folgen Traumschlafphasen, die auch als REM-Schlafphasen bezeichnet werden (REM – „Rapid Eye Movement“). Eine Tiefschlafphase, gefolgt von einer Traumschlafphase wird als Basic-Rest-Activity-Cycle (BRAC) bezeichnet. Im Idealfall besteht ein Nachtschlaf aus 5 BRAC.
Zahlreiche gesundheitliche Probleme sind einem Mangel an Schlafdauer und Schlafqualität zuzuschreiben.
Häufig verbringen wir zwar sieben, acht Stunden im Bett, schlafen davon aber nur
fünf bis sechs. Dass sich dies körperlich und psychisch negativ auswirkt, ist nachvollziehbar.
Verbindliche Aussagen zu allgemeiner Vitalität, Leistungspotenzial oder Regenerationsfähigkeit erfordern eine Berücksichtigung von Schlafqualität.
Mit Langzeit-HRV-Messungen ist dies auf einfache Weise und im eigenen Bett möglich.
Bei Kurzzeitmessungen fehlt die Erhebung dieses wesentlichen Gesundheitsparameters.
Fehlender Schlaf während der Woche kann am Wochenende nicht kompensiert werden – und wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Gähnen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsprobleme bis hin zu einem gestörten Blutzuckerspiegel. Schlafmangel wird gerne in Kauf genommen, wenn der Tag sonst einfach zu kurz scheint, um alles zu erledigen. Doch das wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Und wer glaubt, er kann den Schlaf am Wochenende nachholen, irrt sich.
Das zeigt eine aktuelle Studie, die im American Journal of Physiology-Endocrinology and Metabolism veröffentlicht wurde. Dafür ahmten 30 Studienteilnehmer einen Schlafrhythmus einer schlafarmen Arbeitswoche nach und schliefen dafür am darauffolgenden Wochenende extra lange, um sich zu erholen. Während des gesamten Untersuchungszeitraums wurden immer wieder diverse Gesundheits- und Konzentrationstests durchgeführt. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Die Teilnehmer waren in der simulierten Arbeitswoche viel erschöpfter, erholten sich aber nach dem Erholungsschlaf am Wochenende. Sie waren weniger müde – allerdings erholte sich ihre Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit nicht.
„Zwei Nächte ausgedehnter Erholungsschlaf sind nicht ausreichend, um Defizite von leichtem Schlafmangel zu kompensieren“, schlussfolgern die Studienautoren. „Das ist besonders wichtig für Menschen, die in sicherheitskritischen Berufen wie im Gesundheitssystem oder im Transportwesen arbeiten.“ Die Autoren vermuten außerdem, dass der negative Effekt sich verstärkt, je öfter der Zyklus aus Schlafmangel und Schlafkompensation wiederholt wird.